Am Mittwoch, den 12.04.2023, fand an der Weinbauschule Eisenstadt die Auftaktveranstaltung des ÖKL-Projekts „BeeP! – Biodiversität, Technik und Wirtschaftlichkeit im Obst- und Weinbau praktisch verbinden“ statt. Am Mittwoch, den 28.04.2023, fand an landwirtschaftlichen Fachschule Silberberg die zweite Auftaktveranstaltung des ÖKL-Projekts „BeeP! – Biodiversität, Technik und Wirtschaftlichkeit im Obst- und Weinbau praktisch verbinden“ statt.
Professionelle Obst- und Weinbaubetriebe sollten durch das Projekt BeeP! angesprochen werden. Sabrina Dreisiebner-Lanz, Projektpartnerin von der Bio-Ernte Steiermark, eröffnete den Seminartag mit Ihrem Vortrag zum Thema Biodiversitätsförderung im Obst- und Weinbau.
Auch auf intensiven Dauerkulturflächen könne man die Biodiversität mit einfachen Maßnahmen fördern: Besonders im Randbereich ist die aktive Förderung von Insekten und Flora einfach möglich: Alte Streuobstbäume können, auch wenn sie abgestorben sind, stehen gelassen werden, Böschungen müssen nicht 5 mal im Jahr bearbeitet werden. Durch diese kleinen Maßnahmen werden diverse Pflanzen bis zur Blüte auf der Fläche belassen und können über Samenvermehrung generativ die Biodiversität stärken und die Samenbank im Boden wird wieder vielfältiger.
Natürlich gibt es aber auch bei der Förderung der Biodiversität einiges zu beachten: Neophyten, also nicht heimische Pflanzen, wie etwa Staudenknöterich oder das Drüsige Springkraut müssen bekämpft werden. Diese nicht heimischen Pflanzenarten sind eigentlich in anderen Kontinenten oder Ländern heimisch und befinden sich in einem fremden Ökosystem. Dadurch haben sie wenige Feinde (Fressfeinde oder Parasiten) – und können sich quasi ungehindert ausbreiten. Wichtig bei der Neophytenbekämpfung ist die Vermeidung der Samenbildung und generell eine sofortige Bekämpfung: Hat sich beispielsweise der Staudenknöterich einmal etabliert und ausgebreitet, ist es extrem schwierig diesen wieder zu entfernen. Verbleibt auch nur ein fingerkuppen-großes Rhizom nach der Bekämpfung weiterhin im Boden, so kann sich die Pflanze durch vegetative Vermehrung weiterhin ausbreiten und weiterwachsen.
Sabrina Dreisiebner-Lanz stellte darüber hinaus den Projektzeitplan und die geplanten Kurstage dar:
Landwirt:innen aus dem Wein- oder Obstbau können auf zwei Arten im Projekt partizipieren: Bis Ende 2024 werden 10 verschiedene Kurstage zu verschiedenen Themenbereichen relevant für den Wein- und Obstbau abgehalten. Die Teilnahme pro Kurstag kostet 60€ und viele Kurstage sind im Rahmen des Sachkundeausweis Pflanzenschutz oder als verpflichtende Weiterbildung im Rahmen von ÖPUL anrechenbar.
Beim Projekt BeeP! kann man aber auch als „Pilotbetrieb“ teilnehmen: 6 Pilotbetriebe werden gesucht. Diese verpflichten sich an allen 10 verschiedenen Kurstagen teilzunehmen, dafür bezahlen sie pro Kurstag nur den halben Preis von 30€ je Kurstag. Auch einige Veranstaltungen werden direkt auf den Pilotbetrieben stattfinden und abgehalten werden. Dafür bekommen die Pilotbetriebe aber auch drei professionelle Betriebsbesuche und unter anderem eine professionelle Betriebsberatung.
Weiter im Programm ging es mit Michael Lamprecht von der Fachgruppe Technik: Der Photovoltaik- Experte gab einen Ausblick zu Agri-PV-Anlagen in Dauerkulturen und hielt einen halbstündigen lebhaften Vortrag über seine Agenda.
Patrick Taucher, Biodiversitätsvermittler und selber Landwirt, erklärte in seinem Vortrag einfache Methoden zur Biodiversitätssteigerung auf landwirtschaftlichen Betrieben: Auf vielen Betrieben sind diese tollen Strukturen bereits vorhanden: Hecken, Sträucher, ein alter Holzhaufen oder abgestorbene Streuobstbäume: Sie dienen als Habitat für verschiedenste Insekten-, Spinnen- oder Vogelarten. Ein „nicht aufräumen“ oder einfaches Belassen dieser Strukturen würde laut dem Experten schon viel Biodiversität fördern und vielen Arten einen Unterschlupf bieten.
Diese Strukturen stören den eigentlichen Betrieb der Wein-oder Obstbäuerinnen nicht – im Gegenteil: Besonders auf intensiv genutzten Flächen ist ein stabiles Ökosystem mit vielen Arten sehr wichtig: Ökosysteme mit vielen Arten sind resilienter und bieten auch Nützlingen einen Lebensraum. Dadurch ist die Wein- oder Obstplantage besser gegen Starkwetterereignisse oder Schädlingsbefall gewappnet.
In einem abschließenden Spaziergang durch die Weingärten der Weinbauschule erklärte Patrick Taucher die vorkommende Flora und die Seminargruppe erkundete gemeinsam was alles so kreucht und fleucht im Weingarten.
Bericht: Simon Wirkert, Referent für Landtechnik, ÖKL