Das ÖKL veranstaltete am Dienstag, den 03. Dezember 2024, ein Webinar für Obst- und Weinbaubetriebe. 24 Landwirte und Landwirtinnen widmeten sich im Rahmen des Projektes Beep! dem Thema Bodenparameter und Melioration in Dauerkulturen.

Unter der Leitung von DI Hans Unterfrauner wurden die Grundlagen und Anwendungen der Bodenanalytik – Methoden, Parameter und Maßnahmen – umfassend behandelt. Hans Unterfrauner stellte praxisnahe Ansätze und wissenschaftliche Hintergründe vor, um Bodenfruchtbarkeit und nachhaltiges Management im landwirtschaftlichen Kontext zu fördern.

Bodenfruchtbarkeit ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Faktoren wie Geologie, Klima, Topographie, Biologie und menschlicher Einflussnahme. Böden sind dynamische Systeme und dienen als Archiv der Landschaft, das Einblicke in Veränderungen und Maßnahmen der letzten Jahrzehnte gibt. So kann eine Bodenanalyse aufzeigen, ob Maßnahmen wie Düngung oder Kalkung langfristig erfolgreich waren.

Eine zentrale Aussage des Webinars lautete, dass die Fruchtbarkeit eines Bodens wie ein fein abgestimmtes Zahnradgetriebe funktioniert, in dem verschiedene Zahnräder der physikalischen Bodenbeschaffenheit, chemischen Zusammensetzung und biologischen Aktivität zusammenwirken. Die Bodenphysik umfasst Aspekte wie Wasser- und Luftdurchlässigkeit, Porenvolumen und Aggregatstabilität, die die physikalische Struktur des Bodens bestimmen und für Wurzeln sowie die Wasserverfügbarkeit entscheidend sind. Die Bodenchemie beschäftigt sich mit der Zusammensetzung und Verfügbarkeit von Nährstoffen sowie der Regulierung des pH-Werts, was eine entscheidende Rolle für die Nährstoffversorgung der Pflanzen spielt. Die Bodenbiologie umfasst die von Mikroorganismen, Pilzen und organischer Substanz angetriebenen Prozesse, die den Boden beleben und seine Funktionalität fördern. Diese drei Bereiche sind untrennbar miteinander verknüpft. Wird ein Bereich gestört, gerät das gesamte System aus dem Gleichgewicht. Nur durch ein harmonisches Zusammenspiel aller Elemente bleibt der Boden fruchtbar und nachhaltig funktional.

Die bedarfsgerechte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen basiert auf drei Hauptfragen:

  1. Was benötigt die Pflanze? Je nach Kultur und Ertrag variiert der Bedarf an Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium.
  2. Welche Nährstoffe sind im Boden verfügbar? Die Verfügbarkeit hängt von Faktoren wie pH-Wert, Wassergehalt und Redoxpotential ab.
  3. Wie können Nährstoffe ergänzt werden? Dies erfolgt durch Düngung oder durch die Förderung mikrobieller Aktivität im Boden.

Besonders betont wurde, dass Mängel oft mit Überschüssen korrelieren. Beispielsweise kann ein Übermaß an Kalium die Aufnahme von Magnesium behindern. Für eine effektive Pflanzenernährung sind daher die Verhältnisse der Nährstoffe zueinander entscheidend.

Zur langfristigen Verbesserung der Bodenqualität wurden mehrere Strategien hervorgehoben. Dazu zählt die Stärkung der Puffersysteme, etwa durch gezielte Kalkung oder die Verwendung von Mischungen aus Dolomit, Kalk und Gips. Ebenso wird die Förderung der Bodenbiologie empfohlen, beispielsweise durch den Einsatz von Kompost, Begrünungen und Zwischenfrüchten. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Optimierung der Aggregatstabilität, um Erosion und Verdichtung durch angepasste Bodenbearbeitung und Mulchen zu reduzieren. Besonders betont wurde die Einführung praxisnaher Meliorationsmaßnahmen, die nicht nur spezifische Defizite beheben, sondern die gesamte Bodenfunktionalität nachhaltig stärken.

Die Teilnehmer:innen des Webinars hatten Gelegenheit, spezifische Fragen zu stellen. Die vorgestellten Methoden und Strategien helfen Landwirt:innen, ihre Böden nachhaltig zu bewirtschaften und deren Fruchtbarkeit langfristig zu sichern. Der Schwerpunkt auf einfache Feldtests, kombiniert mit fundierten Laboranalysen, macht die Inhalte für Betriebe jeder Größe anwendbar. Gleichzeitig wurde deutlich, dass es keine universellen Lösungen gibt – jedes Managementsystem muss individuell an den Standort und die betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden. Mit diesem Wissen können Betriebe ressourceneffizienter arbeiten, Erträge steigern und die Bodenqualität für kommende Generationen sichern.